In den USA erleben wir derzeit eine Welle der Kulturbeschneidung, die tief in politische Machtkämpfe verstrickt ist. Unter Donald Trump und der erstarkenden konservativen Bewegung werden Bücher aus Schulen verbannt, Lehrpläne umgeschrieben und kritische Künste zunehmend unter Druck gesetzt. Besonders betroffen sind Werke, die sich mit Rassismus, LGBTQ+-Rechten oder sozialer Ungleichheit auseinandersetzen.
Jüngst sorgte das Kennedy Center in Washington für Schlagzeilen – eine der wenigen staatlichen Kultureinrichtungen in den USA –, weil sich Trump dort als Vorstandsvorsitzender einsetzen ließ, um direkten Einfluss auf die Programmgestaltung zu nehmen. Solche Entwicklungen erschüttern Kulturschaffende weltweit: demokratische Länder, die nicht nur einen, sondern viele Schritte zurückgehen und staatliche Unterdrückung, die sich zunehmend auf Kunst- und Meinungsfreiheit auswirkt.
Doch so leicht es ist, Missstände in der Ferne anzuprangern – auch in Deutschland stehen wir vor alarmierenden Herausforderungen. Nach den massiven Kürzungen der finanziellen Unterstützung, insbesondere für Berliner Kultureinrichtungen, und dem Erstarken der AfD wird erneut über die Neutralitätspflicht staatlich geförderter Theater diskutiert. Doch kann und sollte Kultur neutral sein? Was bedeutet das für uns als Kulturschaffende?
Wer glaubt, die Zeit für stumme Zurückhaltung sei noch nicht vorbei, sollte dringend die Augen öffnen. Theater hat die Möglichkeit und die Verantwortung, die Bedeutung demokratischer Prozesse darzustellen und gesellschaftliche Diskurse aktiv mitzugestalten.
Die Stückentwicklung »Piratenrepublik« von Łukasz Ławicki und Reinar Ortmann setzt sich mit den Herausforderungen und Potenzialen basisdemokratischer Prozesse auseinander und fragt sich: Würden wir es wirklich besser machen, wenn wir direkt über alle politischen Entscheidungen abstimmen könnten? Dabei wird das Publikum Teil des Geschehens und der Freien Piratenrepublik Oldenburg.
Regisseur und Autor Łukasz Ławicki betont die Relevanz des Stücks: »In einer Zeit, in der demokratische Prinzipien weltweit unter Druck stehen, eröffnet es neue Perspektiven auf gesellschaftliche Teilhabe und Mitbestimmung, beleuchtet aber auch die Herausforderungen und Risiken, die damit verbunden sind. Es erinnert daran, dass Freiheit keine Selbstverständlichkeit ist, sondern eine Errungenschaft, die es zu bewahren gilt.«
Demokratie ist kein Selbstläufer. Kunst kann und muss Haltung zeigen. Daher lasst uns gemeinsam für eine diverse, offene und demokratische Zukunft einstehen.
PIRATENREPUBLIK
Stückentwicklung von Łukasz Ławicki und Reinar Ortmann
Frei nach David Graebers »Piraten – Die Suche nach der wahren Freiheit«
PREMIERE: Donnerstag, 17.4. | 20:00 Uhr | Exhalle
Vorstellungen: 23.4., 25.4., 22.5., 26.5., 28.5., 29.5., 2.6., 4.6., 6.6.
Regie, Bühne und Kostüme: Łukasz Ławicki | Musikalische Leitung: Jan Henrik Demcker | Programmierung: David Massonet | Dramaturgie: Reinar Ortmann
Mit: Esther Berkel, Anna Seeberger, Darios Vaysi
Veröffentlicht: Oldenburgisches Staatstheater. Theaterzeitung. April 2024/25. (05.04.2025).