Computermuseum: Zeitreise im Serious Escape Room

Oldenburg (Annika Müller) „Der letzte Beweis – Das Rätsel der Morgenstern-Apotheke“: So lautet der Titel eines spannenden, interaktiven Spielerlebnisses im Oldenburger Computermusuem (OCM) am Bahnhofsplatz. Noch bis zum bis 30. Mai laden Schüler/innen des Herbartgymnasiums auf 20 Quadratmetern darin zu gemeinschaftlicher politischer und kultureller Bildung ein. Die Spieler/innen schlüpfen in einem Escape Room in die Rolle von Apotheker-Lehrlingen im Jahr 1949. Ein ehemaliger KZ-Aufseher steht vor Gericht, doch die entscheidenden Beweise fehlen. Apotheker Morgenstern, selbst politisch verfolgt, hat sie in seinem Tagebuch hinterlassen – doch wo? Die Besucher/innen werden in die Apotheke geführt. Sie haben nur eine Stunde Zeit, um Hinweise zu entschlüsseln und den Täter zu überführen.

Das Projekt entstand im Rahmen des Erinnerungsgangs. Seit 1981 halten die Oldenburger/innen am 10. November das Gedenken an die Ereignisse der Novemberpogrome von 1938 wach, indem sie die Route nachgehen, auf der die Menschen durch die Stadt getrieben wurden. Sie setzen so ein Zeichen gegen Hass, Gewalt und Antisemitismus. Die Ausgangslage des Escape Rooms ist fiktiv, doch manche Figuren, um die es in der Geschichte geht, sind real begründet. Apotheker Morgensterns Freund Jakob basiert auf Jakob de Jonge. Er war einer der jüdischen Männer, die während der Pogrome durch Oldenburg getrieben wurden.

Projektwoche im Herbartgymnasium

Die Schüler/innen beschäftigten sich im Rahmen einer Projektwoche mit der Thematik und planten im Anschluss in einer AG den Serious Escape Room. Sie gestalteten Kulissen, programmierten die Technik und entwarfen Rätsel. Unterstützt wurden sie dabei von der Agentur „WELT DA DRAUSSEN“, die sich auf historische Serious Games spezialisiert hat. Eric Haisel war Teilnehmer der AG und erzählt: „Ich fand es gut, dass alle Schüler, die mitgemacht haben, eigene Ideen einbringen konnten, sodass am Ende etwas Persönliches dabei entstanden ist.“ Und auch nach Fertigstellung des Escape Rooms werden dessen Besucher/innen von den Schüler/innen des Herbartgymnasiums begleitet. Jeweils ein/e Schüler/in der AG übernimmt die Spielleitung für die immersive Zeitreise. Begleitmaterialien und eine Einordnung durch die jeweilige Spielleitung regen zudem zur Auseinandersetzung mit Zivilcourage, Erinnerungskultur und aktuellen Formen des Antisemitismus an.

Computermuseum bietet Raum für Aktionen

Einen Raum fand das Projekt im „OCM Hub“ des Oldenburger Computermuseums, einer vielseitig nutzbaren Halle für Veranstaltungen, Sonderausstellungen und gemeinschaftliche Aktivitäten. Sonja Degenhard, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Projektleiterin des „OCM Hub“, sagt über das Projekt: „Der Escape Room vereint kulturelle Bildung mit moderner Technik und passt daher sehr gut bei uns ins Museum, denn wir sehen nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch in die Zukunft.“

Information:

Der Serious Escape Room ist geeignet für drei bis sechs Spieler/innen ab 14 Jahren. Der Besuch ist kostenlos. Die Reservierung ist über die Website des Oldenburger Computermuseums möglich: www.computermuseum-oldenburg.de.

Das Projekt „Der letzte Beweis – das Rätsel der Morgenstern-Apotheke“ ist eine Kooperation zwischen dem Kulturbüro der Stadt Oldenburg und dem Herbartgymnasium. Die Agentur „WELT DA DRAUSSEN“, unterstützte die Mitwirkenden fachlich. Die Stadt Oldenburg, die EWE Stiftung sowie das Programm Schule:Kultur förderten das Projekt.

Veröffentlicht: Oldenburger Onlinezeitung. (15.05.2025).

Ernährungsrat: Kochworkshop „Vegane Snacks“

Es klappern Töpfe, Pfannen und Geschirr in der Küche des Hotels Tafelfreuden: Der Ernährungsrat Oldenburg (EROL) hat wieder eingeladen zum kostenlosen Kochworkshop. Innerhalb der dreistündigen Veranstaltung entstehen mit bis zu 20 Teilnehmenden süße und herzhafte vegane Snacks, die am Ende des Abends gemeinsam verkostet werden. Egal ob kochbegeisterte Profis oder Kochanfänger/innen, der Workshop ist offen für alle, die Interesse an veganen Rezepten haben und kreative Rezepte ausprobieren möchten. In der Hotelküche liegen für den Workshop Rezepte und Zutaten für Grünkernfrikadellen, vegane Snickers, Kichererbsensnacks, herzhafte Müsliriegel und vieles mehr bereit. Jede Gruppe bekommt eine ehrenamtliche Helferin zur Seite gestellt, die Gruppenmitglieder teilen die Aufgaben auf und stellen die passenden Zutaten zusammen.

Die hauptamtliche Mitarbeiterin des Ernährungsrates, Judith Busch, erzählt, dass der EROL seit November 2017 bereits sechsmal den veganen Kochworkshop angeboten hat. Anfangs war das Interesse noch verhalten. Die große Nachfrage nach dem Angebot gäbe es erst seit ein bis zwei Jahren. Ob „Vegane Dips“, „Vom Blatt bis zur Wurzel“ oder „Vegane Snacks“, die Themen der Workshops sind vielseitig. Die Rezepte sind auch auf der Website des Ernährungsrats unter www.ernaehrungsrat-oldenburg.de aufgeführt. „Es ist einfach ein entspannter Abend. Es ist niedrigschwellig und es macht Spaß, gemeinsam zu kochen und neue Rezepte auszuprobieren“, sagt Judith Busch.

Vielfalt der veganen Küche begeistert

Bei dem Format gehe es darum, Menschen anzusprechen, die offen dafür sind, etwas Neues auszuprobieren und zu zeigen, wie gesunde und pflanzliche Snacks schnell zubereitet werden können. „Die Teilnehmenden werden nicht mit dem erhobenen Zeigefinger aufgefordert, sich vegan zu ernähren“, so Judith Busch. Vielmehr steht die bewusste Ernährung im Vordergrund. Die ehrenamtliche Mitarbeiterin Marlies Aster, die bereits seit zwei Jahren beim Ernährungsrat aktiv ist, ergänzt: „Ich finde es wichtig zu verbreiten, was man aus einfachen Lebensmitteln auch an veganen Gerichten machen kann.“ Die Workshops zeigen die Vielfältigkeit der veganen Küche und fordern heraus, selbst auch mal wieder was auszuprobieren, weil dafür oft die Zeit fehlt. Das gefällt auch der Teilnehmerin Margit Schuhmacher: „Wir kochen immer mehr vegetarisch zuhause. Ich habe mir erhofft, neue Rezepte kennenzulernen und Alternativen zu finden. Wir sind keine Menschen, die sich gerne langweilen.“ Eng gedrängt arbeiten die Teilnehmenden nebeneinander in der Profiküche. Es ist das erste Mal, dass der Workshop in einer professionellen Gastroküche stattfindet. In der Regel finden die Abende im kreativ:LABOR bei der Kulturetage in der Bahnhofstraße statt. Der Vorteil, den alle Teilnehmenden zu schätzen wissen, dass in den großen Ofen der Hotelküche mehrere Gerichte gleichzeitig zubereitet werden können.

Gemeinschaftlich kochen und essen

Nach dem gemeinschaftlichen Kochen steht das gesellige Zusammensein mit dem großen Buffett aller kulinarischen Ergebnisse auf dem Programm. Die süßen und herzhaften Gerichte werden gekostet und besprochen. Was ist das Fazit der Feierabendveranstaltung? Teilnehmerin Britta Harms abschließend: „Ich werde die Rezepte auf jeden Fall zuhause nachkochen!“ Lea Niemeier, die bereits mehrfach bei Veranstaltungen des Ernährungsrates war, erzählt lächelnd: „Wir haben vegane Snickers gemacht. Und es war toll zu sehen, dass man das ganz einfach selbst machen kann.“ Zum Ende des Kochworkshops sind alle satt, zufrieden und voller neuer Ideen für das eigen. Die nächste Veranstaltung des Ernährungsrates ist wieder ein Workshop: Für alle Interessierten wird eine Einführung in die Speisepilzzucht im kreativ:LABOR angeboten. 

Die Anmeldung ist per E-Mail möglich: info@ernaehrungsrat-oldenburg.de

Was ist ein Ernährungsrat? Es handelt sich dabei um ein beratendes Gremium, welches eng mit der Stadtpolitik und -verwaltung zusammenarbeitet. Die ersten Ernährungsräte bildeten sich in Köln, Berlin, Frankfurt und Dresden. 2017 folgte Oldenburg dem Beispiel der Großstädte. Dabei sind die Ziele unter anderem, regionale, ökologische und gerechte Versorgung mit Nahrungsmitteln, die Förderung der Beziehungen zwischen Stadtbewohner/innen und Erzeuger/innen und die Ernährungsbildung. Im Rahmen dessen bietet der Ernährungsrat in Oldenburg regelmäßige Kochworkshops zu veganer Küche an. Der EROL besteht aus rund 35 ehrenamtlich tätigen Bürger/innen Oldenburgs, die sich in einer 15-köpfigen gewählten Vertretung organisieren. Die Mitglieder dieser Vertretung kommen aus den Bereichen Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Politik und setzen mit weiteren Ehrenamtlichen konkrete Projekte zu den oben genannten Themen um.

Der Ernährungsrat Oldenburg agiert unter dem Dach des Vereins „transfer – Netzwerk nachhaltige Zukunft“.

Nächste Termine:

  • Jeden 1. Donnerstag im Monat, 19 Uhr: Öffentliche Sitzung des Ernährungsrats
  • Montag, 19. Mai, 18-21 Uhr Workshop: Einführung in die Speisepilzzucht Indoor, kreativ:LABOR, Bahnhofstraße 11, Oldenburg
  • Freitag, 23. Mai, 11-18 Uhr: Infostand 30-Jahre Bauernmarkt Oldenburg, Rathausmarkt

Weitere Informationen und Termine sind online unter www.ernaehrungsrat-oldenburg.de zu finden.

Veröffentlicht: Oldenburger Onlinezeitung. (12.05.2025).

»Ich glaube nicht, dass wir hier je zur Ruhe kommen« 

Warum Mascha Kaléko heute noch berührt

»Mir ist zuweilen so, als ob 

Das Herz in mir zerbrach. 

Ich habe manchmal Heimweh. 

Ich weiß nur nicht, wonach.«

Diese Zeilen der Dichterin Mascha Kaléko sind schlicht, direkt und treffen doch mitten ins Herz. Kaléko, die in den 1930er-Jahren mit ihrer Großstadtlyrik bekannt wurde, verstand es, die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Zeit in prägnante Verse zu fassen. Ihre Gedichte erzählen von Liebe und Verlust, vom Exil und der Suche nach Heimat – Themen, die bis heute nichts an Relevanz verloren haben. Die Lebensgeschichte der Dichterin, die sich ihr Leben lang auf der Suche nach Heimat befand, wird auf der Bühne des Kleinen Hauses im Oldenburgischen Staatstheater in der Inszenierung »Mascha K.« von Ebru Tartıcı Borchers zur Aufführung gebracht. 

»Ich glaube nicht, dass wir hier je zur Ruhe kommen«, schrieb Mascha Kaléko 1941 in ihr Tagebuch. Geboren wurde Kaléko 1907 in Galizien. Während des Ersten Weltkriegs siedelte sie mit ihrer Familie nach Deutschland über, wo sie später auch Karriere mit ihrer Literatur machte. Sie kam unter anderem mit Else Lasker-Schüler und Joachim Ringelnatz als Vertreter:innen der künstlerischen Avantgarde in Kontakt. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialist:innen und dem Verbot ihrer Bücher als »schädliche und unerwünschte Schriften« wurde sie mit ihrer Familie erneut zur Emigration gezwungen. Zusammen mit ihrem Mann und dem gemeinsamen Sohn landete Kaléko in New York, in einer zu kleinen Wohnung und der Möglichkeit beraubt, ihrer künstlerischen Tätigkeit nachzugehen. Was bedeutet es zu schreiben und rezipiert zu werden? Was bedeutet es Kunst machen zu können oder diese Möglichkeit zu verlieren? Und was bedeutet es immer auf der Flucht zu sein und niemals anzukommen? Fragen über Migration und Exil, die zeitlos und brennender denn je sind – denn Mitte 2024 sind weltweit 122,6 Millionen Menschen auf der Flucht. 

Kalékos Gedichte treffen heute wie vor hundert Jahren auf den Punkt, da sie Gefühle zum Ausdruck bringen, mit denen man genauso heute wie morgen resonieren kann. Ob Herzschmerz, Einsamkeit oder die Freude über die kleinen alltäglichen Dinge. In ihrer sprachlichen Poetik fängt die Autorin die universell-menschlichen Emotionen ein. Das ist es doch, was gute Literatur ausmacht, oder? Die Gewissheit darin zu finden, dass bereits andere Menschen, sei es vor hundert oder tausend Jahren, schon einmal dasselbe gefühlt oder gedacht haben, wie man selbst. 

Wenn man Lyrik liest, wie die von Mascha Kaléko, kann man sich nicht alleine fühlen. Und das ist etwas ganz Wunderbares. 

MASCHA K. (TOURIST STATUS)

Schauspiel von Anja Hilling

PREMIERE: Freitag, 6.6. | 20:00 Uhr | Kleines Haus 

Einführungssoirée und Probenbesuch: 26.5. | 18:00 Uhr | Hauptfoyer 

Vorstellungen: 11.6., 18.6., 20.6., 25.6., 2.7.

Regie: Ebru Tartıcı Borchers | Bühne: Sam Beklik | Kostüme: Luisa Wandschneider | Musik: Dani Catalán | Licht: Philipp Sonnhoff | Dramaturgie: Verena Katz

Mit: Meret Engelhardt, Paulina Hobratschk, Katharina Shakina, Franziska Werner, Gerrit Frers, Konstantin Gries, Florian Heise

Veröffentlicht: Oldenburgisches Staatstheater. Theaterzeitung. Mai 2024/25. (10.05.2025).

Tanz trifft Umweltbewusstsein an der IGS Flötenteich

Die Sosolya Undugu Dance Academy aus Uganda thematisiert Einheit, Frieden und die Zukunft unserer Erde

Am Donnerstag, den 15. Mai, öffnen sich ab 18 Uhr im Forum der IGS Flötenteich die Türen für die Vorstellung der ugandischen Jugendgruppe „Sosolya“ im Rahmen der KinderKulturKarawane.

Globale Themen auf der Bühne

In ihrer Tanztheaterinszenierung setzt sich die Gruppe mit Fragen nach Besitzansprüchen, dem Verzicht auf Privilegien und der Dringlichkeit globale Herausforderungen – wie den Schutz des Planeten Erde – gemeinsam anzugehen, auseinander. Die Produktion ist ein Aufruf zum Aufwachen, Erinnern und Handeln. Sie fordert dazu auf, sich auf die Ursprünge zu besinnen, nicht nur, um die Vergangenheit zu verstehen, sondern um eine Zukunft zu gestalten, in der Gemeinschaft und Zusammenhalt wachsen können.

Im Anschluss an die Vorstellung findet ein Publikumsgespräch statt. Hier können sich die Zuschauer:innen mit Gästen über klimapolitische Fragen und globale Lösungsansätze für mehr Klimagerechtigkeit austauschen. Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei.

Kunst schafft Perspektiven

Die Sosolya Undugu Dance Academy wurde vor einigen Jahren von jungen Künstler:innen in Kampala, der Hauptstadt Ugandas, gegründet. Die Jugendlichen stammen meist aus prekären familiären Verhältnissen. Ziel der Academy ist es, Selbstvertrauen zu stärken, Bildungszugänge zu schaffen und neue Perspektiven für die Zukunft zu eröffnen.

Kooperationspartner der IGS Flötenteich sind das Ökumenische Zentrum Oldenburg und der Verein Werte der Kinder / Oldenburg – Uganda.

Die KinderKulturKarawane lädt jedes Jahr fünf bis sieben Kinder- und Jugendkulturgruppen aus Afrika, Asien und Lateinamerika nach Deutschland, Österreich, Dänemark und in die Schweiz ein. Die Gruppen präsentieren ihre künstlerischen Produktionen an Schulen, in Jugend- und Kulturzentren, Theatern, auf Festivals oder bei anderen Kulturveranstaltungen – und geben Workshops. So erzählen sie von ihrem Leben, ihren Ängsten, Wünschen und Hoffnungen für die Zukunft. Mit einem vielfältigen Programm aus Tanz, Theater und Zirkus versprechen sie spannende und inspirierende Begegnungen und das auch Mitte Mai in Oldenburg. 

Ferien mit Rhythmus: „EMMA“-Musikcamp in Wolfenbüttel

Ferien: Camp, Freundinnen und Musik. Um gemeinsam Rock, Hip-Hop, Funk und Punk zu spielen, sich auszuprobieren und neu zu erfinden, kommen Saiten-, Tasten- und Blasinstrumentspielerinnen und Sängerinnen zusammen. Genau das finden musikinteressierte Mädchen vom 30. Juli bis 3. August im „MädchenMusikCamp EMMA“ in Wolfenbüttel. Und alle können mitmachen, denn die Bands werden nach Kenntnisstand und Erfahrungen der Teilnehmerinnen eingeteilt. In diesem Jahr bietet die Hip-Hop-Band „Queen of the Beat“ eine Möglichkeit für Mädchen mit wenig oder keiner Erfahrung im Instrumentalspiel oder Gesang, erste musikalische Schritte zu wagen. In abendlichen Sessions wird gemeinsam musiziert und in Kursen und Workshops mit erfahrenen Dozentinnen – für Anfängerinnen und Fortgeschrittene – können Teilnehmerinnen theoretische und praktische Grundlagen erlernen oder ihr Wissen vertiefen. Die Geschäftsführerin Vera Lüdeck beschreibt die Besonderheit von „EMMA“: „Dass die Mädchen unter sich Musik machen können. Wir veranstalten „EMMA“ seit zehn Jahren und stellen immer wieder fest, wie viel es ausmacht, wenn Mädchen unter sich sind. Es bedeutet Empowerment und voneinander zu lernen. Heutzutage ist es umso wichtiger, weibliche Stärke zu zeigen und zu feiern.“ Die Teilnehmerinnen übernehmen dabei auch Aufgaben, die sonst eher untypisch für sie sind – etwa die komplette Veranstaltungstechnik. Besonders hebt Vera Lüdeck die wertschätzende Atmosphäre hervor, die das Camp zu einem einzigartigen Erlebnis macht.

Parallel zu „EMMA“ finden die Niedersächsischen Frauenmusiktage statt. Dabei haben die Teilnehmerinnen die Gelegenheit, gemeinsam mit den Musikerinnen der Frauenmusiktage an Warm-ups, abendlichen Sessions, Crashkursen, der Female Drum Parade und dem Abschlusskonzert mitzuwirken. Zudem gibt es gemischte Bands, in denen die Mädchen mit den erfahrenen Musikerinnen zusammenspielen können. Ein generationsübergreifendes Konzept, das aufgeht, sagt Vera Lüdeck. In diesem Jahr wird es sogar eine zusätzliche gemischte Band geben – ein Wunsch, der aus der Teilnehmerschaft selbst kam. So wird auch der musikalische Erfahrungsaustausch zwischen Frauen und Mädchen weiter gefördert.

Bis 1. Juni können sich Mädchen im Alter von 12 bis 18 Jahren über die Internetseite www.emma-nds.de anmelden. Die Teilnahmegebühr beträgt 100 Euro. Darin sind die Teilnahme am Camp, Verpflegung und Übernachtung im Jugendgästehaus Wolfenbüttel enthalten. Nur die Musikinstrumente müssen die Teilnehmerinnen selbst mitbringen. Dazu wird für eine sozialpädagogische Betreuung gesorgt sowie ein Spezialprogramm zum gemeinsamen Basteln angeboten. 

Ob erste musikalische Schritte oder neue Herausforderungen – das „MädchenMusikCamp EMMA“ bietet Raum für Kreativität, Gemeinschaft und musikalische Entfaltung. Eine Woche voller Musik, neuer Freundschaften und unvergesslicher Erlebnisse – und am Ende vielleicht sogar der erste eigene Song auf der Bühne.

Das „MädchenMusikCamp EMMA“ ist ein Projekt der Landesarbeitsgemeinschaft Rock in Niedersachsen e. V. und wird gefördert von Der Paritätische, RockHarz, Glück in Dosen und Holger Maack Stiftung. 

Veröffentlicht: MoX Veranstaltungsjournal. April 2025. (16.04.2025).

Eine bunte Seele – Esther Filly im Gespräch

 © Patrick Nagel

Esther Filly ist eine Künstlerin, die im Gedächtnis bleibt. Mit ihrer markanten Soulstimme, ihrem extravaganten Stil und einer Bühnenpräsenz, die zwischen Glamour und geerdeter Ehrlichkeit pendelt, hat sie sich einen Platz in der deutschen Musiklandschaft geschaffen – eigen, unverwechselbar und voller Persönlichkeit. 

Esther Filly sitzt mit aufgestützten Armen am Tisch. Ihr Blick ist offen, ihr Lächeln herzlich, während sie beginnt, ihre Geschichte zu erzählen.

Seit 1994 steht die heute 58-Jährige als Berufssängerin auf der Bühne. Die Liebe zur Musik begleitet sie schon seit ihrer Kindheit. Obwohl sie in einem konservativen Elternhaus aufwuchs, zog es sie früh auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Besonders erfolgreich war sie viele Jahre mit einer Show-Revue zu Amy Winehouse, wie sie lachend berichtet. Parallel dazu entwickelte sie stetig ihren eigenen Stil und fand ein wachsendes Publikum, das genau diese Eigenständigkeit schätzte.

So begann sie, Doppelabende zu veranstalten: eine halbe Stunde Amy Winehouse, eine halbe Stunde Esther Filly. Bis sie 2021 entschied: Jetzt gibt es nur noch mich. Nur noch Esther Filly.

Ridstyle: Ein Konzept gegen das Schubladendenken

Wie sie ihren Stil beschreiben würde? Mit einem einzigen Wort: Ridstyle. Eine Eigenkreation, die sie sich 2017 sogar patentieren ließ. Warum? „Ich bin ein totaler Feind vom Schubladendenken“, sagt sie bestimmt. Der Begriff Ridstyle – abgeleitet vom englischen to get rid of something, also sich freimachen – steht für ihre Weigerung, sich festlegen zu lassen, weder musikalisch noch menschlich. „Dass ich ständig mit anderer Musik oder neuen Styles um die Ecke komme, mache ich nicht, um zu provozieren. Das ist einfach meine bunte Seele.“

Und diese Seele spiegelt sich in ihrer Musik wider. Esther Filly verarbeitet in ihrer Musik ihr Leben und gesellschaftliche Themen, die sie und ihre Fans bewegen. „Für mich ist wichtig, dass meine Musik motiviert und authentisch ist“, sagt sie.

Neue Musik: Die Single „Angel Eyes“

2025 schlägt Esther Filly ein neues musikalisches Kapitel auf. Mit ihrer Single „Angel Eyes“, erschienen am 14. März beim Label Wolkenschloss unter der Leitung von Carolin und Andreas Lebbing (bekannt als Gruppe „Wind“), meldet sie sich als Solokünstlerin erneut.

Zuvor hatte sie sich mit dem Song „Child of the Moon“ beim Eurovision Song Contest 2025 beworben. Ein sehr persönliches Lied, in dem sie von ihrer Kindheit, ihrer inneren Stärke und dem Lebenswillen singt, der sie durch schwere Zeiten getragen hat. „Angel Eyes“ knüpft daran an. „Das Lied steht für die vielen Engel – im Himmel und auf Erden – die mich auf meinem Weg begleitet und unterstützt haben“, sagt Esther Filly mit ernster Stimme. Ihre Dankbarkeit ist spürbar.

Singen für den guten Zweck 

Die Soul-Sängerin engagiert sich auch sozial mit Benefizkonzerten deutschlandweit. Gemeinsam mit dem Chor Sound & Joy steht sie am 27. April in der Garnisonkirche in Oldenburg für den guten Zweck auf der Bühne, organisiert durch den Serviceclub Soroptimist in Oldenburg. Die Spenden des Frühlingskonzerts gehen an die VfL-Drachenkids. Auch zum CSD am 21. Juni tritt die Künstlerin in Oldenburg auf. 

Hinter der schillernden Sängerin steckt eine Frau mit Haltung, Geschichte und einem unerschütterlichen Glauben an die Kraft der Musik. Eine Künstlerin, die sich nicht verbiegen lässt und genau deshalb berührt. Wer Esther Filly zuhört, spürt schnell: Ihre Reise ist längst nicht zu Ende und die nächsten Kapitel versprechen genausoviel Mut, Farbe und Musik.

Veröffentlicht: MoX Veranstaltungsjournal. Mai 2025. (30.04.2025).

Musik für alle, von allen

Das Netzwerk Fête de la Musique wird Mitglied im Deutschen Musikrat

Jedes Jahr am 21. Juni verwandeln sich Straßen, Plätze und Bars in eine große Bühne: Das Fête de la Musique feiert weltweit die Vielfalt der Musik. 1982 in Frankreich ins Leben gerufen, verbreitete sich das Fest rasant und wird heute in über 1000 Städten weltweit, darunter an mehr als 150 Orten in Deutschland, gefeiert. Das Prinzip ist einfach: Musik für alle, von allen – Amateur- und Profimusiker*innen treten kostenlos auf, spontane Konzerte und gemeinsames Musizieren stehen im Mittelpunkt.

Bereits 1985 brachte München als erste deutsche Stadt die Idee der Fête de la Musique nach Deutschland. Seitdem wuchs nicht nur die Zahl der teilnehmenden Städte, sondern auch ein starkes Netzwerk, das sich für die langfristige Etablierung des Festivals als bedeutendes kulturelles Ereignis engagiert.

Ein starkes Zeichen: Aufnahme in den Deutschen Musikrat

Im März wurde bekannt gegeben, dass das Präsidium des Deutschen Musikrats beschlossen hat, das Netzwerk Fête de la Musique als Mitglied aufzunehmen. Der Deutsche Musikrat ist der größte Dachverband für Musikverbände in Deutschland und setzt sich für die Diversität, Stärkung, Bewahrung und Weiterentwicklung des Musiklebens ein. 

Der Deutsche Musikrat rief am 21. Juni 2019 den bundesweiten Tag der Musik ins Leben. Das Ziel des Aktionstages: Den hohen Stellenwert und die gesellschaftliche Bedeutung der Musik zu verdeutlichen. Die zeitliche Überschneidung des Aktionstags des Musikrates mit dem Fête de la Musique führte bei der Koordination des deutschen Netzwerks erstmals zur Idee einer engeren Zusammenarbeit.

Morena Piro vom Netzwerk Fête de la Musique Deutschland betont: „Die Aufnahme der Fête de la Musique in den Deutschen Musikrat stärkt unsere gemeinsame Vision, die Musiklandschaft in Deutschland noch vielfältiger und inklusiver zu gestalten. Wir freuen uns auf eine noch engere Zusammenarbeit mit dem Deutschen Musikrat, um gemeinsam die Freude an der Musik für alle erlebbar zu machen.“

Gerade in Zeiten gesellschaftlicher Herausforderungen ist kulturelle Vernetzung entscheidender denn je. Das Fête de la Musique steht für eine offene, demokratische Musikkultur, die Menschen unterschiedlichster Hintergründe verbindet.

Mitmachen leicht gemacht

Die Teilnahme am Fête de la Musique ist niedrigschwellig: Ehrenamtliche, Vereine und Institutionen können sich unkompliziert beim Netzwerk melden und den General Agreements zustimmen. Es bietet auch Beratung für Interessierte an. Die MusikZentrum GmbH in Hannover koordiniert die Netzwerkarbeit sowie die Lizenzvergabe für das bundesweite Musikfest. 

Oldenburg, seid ihr dabei?

In Niedersachsen bringen Musiker*innen ihre Instrumente bereits am 21. Juni in Städten wie Hannover, Braunschweig, Bad Gandersheim, Fürstenberg, Otterndorf, Tostedt, Gehrden und Heckenbeck zum Klingen. Vielleicht reiht sich bald auch Oldenburg in die Liste ein? Wäre es nicht ein schöner Gedanke, wenn es irgendwann sogar einen internationalen Feiertag der Musik gäbe? 

Veröffentlicht: MoX Veranstaltungsjournal. April 2025. (02.04.2025).

IT’S NOT THE MEDIUM, IT’S THE SLAM #7 – YouTube-Slam

YouTube schauen – das macht man meistens allein. Kopfhörer auf, der Algorithmus übernimmt, und schon taucht man stundenlang in eine Welt aus lustigen Clips, faszinierenden Dokus oder total absurden Videos ein. Doch wie oft erleben wir diese „internen“ Momente der Unterhaltung noch wirklich gemeinsam? Früher schaute man noch gemeinschaftlich das Abendprogramm im Fernsehen oder tauschte sich am nächsten Tag über die gezeigten Blockbuster und Beiträge aus. Heute lebt jeder von uns in einer für ihn maßgeschneiderten Blase mit Inhalten, die perfekt auf uns zugeschnitten sind. Doch der Austausch darüber im Alltag hält sich in Grenzen. Stattdessen liegen wir oft stundenlang im Bett, scrollen auf unseren Endgeräten und lassen uns in die digitale Welt entführen, bis uns die Augen zufallen.

Der YouTube-Slam bietet eine Gelegenheit, das zu ändern. Hier wird das, was viele von uns isoliert vor dem Bildschirm tun, zu einem gemeinschaftlichen Erlebnis.

Ein Format, dass sich gegen die digitale Vereinsamung unserer Generation stellt, ist der nächste Slam in der Sparte 7 in Kooperation mit dem unikum. 

Denn das Internet hat viele Stars hervorgebracht – aber welches YouTube-Video ist das unterhaltsamste, verrückteste oder beeindruckendste? Beim YouTube-Slam im Spielraum treten die kreativsten Clips gegeneinander an, ausgewählt von unseren mutigen Slammer:innen. Comedy, Drama, Absurdität oder pure Genialität – alles ist erlaubt. 

Und das Beste: Ihr seid die Jury. Stimmt live darüber ab, welches Video den Abend dominiert und als unangefochtener Champion aus dem digitalen Battle hervorgeht.

Kommt vorbei, bringt eure Freund:innen mit und erlebt einen Abend voller Überraschungen, Memes und unvergesslicher Internet-Magie. Klick & Slam!

Freitag, 4.4. | 19:00 Uhr | Spielraum

Warum wir politisch sein müssen

In den USA erleben wir derzeit eine Welle der Kulturbeschneidung, die tief in politische Machtkämpfe verstrickt ist. Unter Donald Trump und der erstarkenden konservativen Bewegung werden Bücher aus Schulen verbannt, Lehrpläne umgeschrieben und kritische Künste zunehmend unter Druck gesetzt. Besonders betroffen sind Werke, die sich mit Rassismus, LGBTQ+-Rechten oder sozialer Ungleichheit auseinandersetzen.

Jüngst sorgte das Kennedy Center in Washington für Schlagzeilen – eine der wenigen staatlichen Kultureinrichtungen in den USA –, weil sich Trump dort als Vorstandsvorsitzender einsetzen ließ, um direkten Einfluss auf die Programmgestaltung zu nehmen. Solche Entwicklungen erschüttern Kulturschaffende weltweit: demokratische Länder, die nicht nur einen, sondern viele Schritte zurückgehen und staatliche Unterdrückung, die sich zunehmend auf Kunst- und Meinungsfreiheit auswirkt.

Doch so leicht es ist, Missstände in der Ferne anzuprangern – auch in Deutschland stehen wir vor alarmierenden Herausforderungen. Nach den massiven Kürzungen der finanziellen Unterstützung, insbesondere für Berliner Kultureinrichtungen, und dem Erstarken der AfD wird erneut über die Neutralitätspflicht staatlich geförderter Theater diskutiert. Doch kann und sollte Kultur neutral sein? Was bedeutet das für uns als Kulturschaffende?

Wer glaubt, die Zeit für stumme Zurückhaltung sei noch nicht vorbei, sollte dringend die Augen öffnen. Theater hat die Möglichkeit und die Verantwortung, die Bedeutung demokratischer Prozesse darzustellen und gesellschaftliche Diskurse aktiv mitzugestalten.

Die Stückentwicklung »Piratenrepublik« von Łukasz Ławicki und Reinar Ortmann setzt sich mit den Herausforderungen und Potenzialen basisdemokratischer Prozesse auseinander und fragt sich: Würden wir es wirklich besser machen, wenn wir direkt über alle politischen Entscheidungen abstimmen könnten? Dabei wird das Publikum Teil des Geschehens und der Freien Piratenrepublik Oldenburg. 

Regisseur und Autor Łukasz Ławicki betont die Relevanz des Stücks: »In einer Zeit, in der demokratische Prinzipien weltweit unter Druck stehen, eröffnet es neue Perspektiven auf gesellschaftliche Teilhabe und Mitbestimmung, beleuchtet aber auch die Herausforderungen und Risiken, die damit verbunden sind. Es erinnert daran, dass Freiheit keine Selbstverständlichkeit ist, sondern eine Errungenschaft, die es zu bewahren gilt.« 

Demokratie ist kein Selbstläufer. Kunst kann und muss Haltung zeigen. Daher lasst uns gemeinsam für eine diverse, offene und demokratische Zukunft einstehen.

PIRATENREPUBLIK

Stückentwicklung von Łukasz Ławicki und Reinar Ortmann
Frei nach David Graebers »Piraten – Die Suche nach der wahren Freiheit«

PREMIERE: Donnerstag, 17.4. | 20:00 Uhr | Exhalle

Vorstellungen: 23.4., 25.4., 22.5., 26.5., 28.5., 29.5., 2.6., 4.6., 6.6.

Regie, Bühne und Kostüme: Łukasz Ławicki | Musikalische Leitung: Jan Henrik Demcker | Programmierung: David Massonet | Dramaturgie: Reinar Ortmann

Mit: Esther Berkel, Anna Seeberger, Darios Vaysi

Veröffentlicht: Oldenburgisches Staatstheater. Theaterzeitung. April 2024/25. (05.04.2025).

Buen Vivir 

Ein Lebenskonzept jenseits des Wachstumsdogmas

Höher, schneller, weiter und vor allem: Mehr, mehr, mehr! Mehr produzieren, konsumieren und mehr Wirtschaftswachstum. Dabei müssten wir längst verstanden haben, dass Konsum und Produktion nicht einfach so weitergehen können, wenn wir die endlichen Ressourcen des Planeten nicht weiter strapazieren wollen. Die unerreichten Klimaziele sprechen für sich. 

Auch vor Oldenburg macht der Klimawandel nicht halt und bereits 2019 titelte die NWZ: »US-Forscher errechnen für Oldenburg Überflutungen im Jahr 2050.« Dies würde allerdings, dank der Sperrwerke und Deiche, nicht eintreten. Deiche, die zum Küstenschutz an der deutschen Nordseeküste bereits seit dem Mittelalter errichtet werden, um die Bevölkerung vor Sturmfluten zu schützen. So kann man in Dangast auf dem Deich die Flutsteine sehen, die die Pegelstände des Wassers markieren, das in den letzten Jahrhunderten den Deich erreicht hat. Sie erinnern an Stürme von 1717, 1825, 1855, 1906, 1962 und 2006. Der Stein von 1962 trägt eine Höhenmarke von 5,22 Meter. Es ist nicht zu bestreiten: Der Meeresspiegel steigt. Und selbst wenn sich das Wind- und Wellen-Klima nicht signifikant ändern sollte, werden die Sturmfluten durch den erhöhten Meeresspiegel mit größerer Intensität auf die Küsten treffen. 

Das Regieteam um Milena Paulovics widmet sich in der Inszenierung »Schimmelreiter« am Oldenburgischen Staatstheater eben dieser Thematik. In der 1888 veröffentlichten Novelle Theodor Storms ist das Wasser längst da – so wie bei uns auch. In der Inszenierung geht es um den Mikrokosmos eines norddeutschen Dorfes, seine Gruppendynamiken, Beziehungsgeflechte und eine Liebesgeschichte. Gleichermaßen aber auch um die menschliche Hybris, die Natur beherrschen zu wollen, und eine Klimakrise, die längst da ist. 

Wie es anders laufen kann? Auf die Frage, was man dem unendlichen Wachstum entgegensetzen kann, würde ich mit dem Konzept des Buen Vivir oder auch Sumak Kawsay antworten: Während in vielen westlichen Gesellschaften wirtschaftliches Wachstum und individueller Erfolg als Maßstab für ein gelungenes Leben gelten, stellt das Konzept des Buen Vivir eine radikale Alternative dar. Ursprünglich aus den indigenen Kulturen Südamerikas stammend, beschreibt es ein harmonisches Zusammenleben zwischen Menschen, Gemeinschaft und Natur. Dabei geht es nicht um ein rein materielles Wohlstandsideal, sondern um ein gutes Leben im umfassenden Sinne – geprägt von sozialer Gerechtigkeit, nachhaltiger Entwicklung und einem respektvollen Umgang mit der Umwelt. Einen großen Schritt machte das Land Ecuador als es im Jahr 2008 Grundelemente des Buen Vivir in seine Verfassung aufnahm: 

»Wir, das souveräne Volk Ecuadors in Anerkennung unserer jahrtausendealten, von Männern und Frauen verschiedener Völker gestärkten Wurzeln, feiern wir die Natur, die Mutter Erde, deren Teil wir sind und die für unser Dasein lebenswichtig ist, rufen wir den Namen Gottes an und erkennen unsere unterschiedlichen Formen der Religiosität und Spiritualität an, appellieren an die Weisheit aller Kulturen, die uns als Gesellschaft bereichern, und beschließen, […] mit unserem starken Engagement für die Gegenwart und Zukunft, eine neue Form des Zusammenlebens der Bürger und Bürgerinnen in Vielfalt und Harmonie mit der Natur aufzubauen, um das Gute Leben, das Sumak Kawsay, zu erreichen […].«

Vielleicht ist es genau das, was wir und die Natur gerade brauchen? Ein bisschen mehr Buen Vivir für alle? 

DER SCHIMMELREITER 

Schauspiel nach Theodor Storm 

PREMIERE: Samstag, 1.3. | 19:30 Uhr | Großes Haus 

Einführungssoirée und Probenbesuch: 20.2. | 18:00 Uhr | Hauptfoyer 

Vorstellungen: 8.3., 14.3., 16.3., 21.3. 

Regie: Milena Paulovics | Bühne und Kostüme: Pascale Arndtz | Musik: Michael Rodach | Video: Marc Lontzek | Dramaturgie: Reinar Ortmann 

Mit: Esther Berkel, Gerrit Frers, Julia Friede, Konstantin Gries, Klaas Schramm, Caroline Nagel, Andreas Spaniol, Tobias Schormann, Tamara Theisen, Darios Vaysi

Veröffentlicht: Oldenburgisches Staatstheater. Theaterzeitung. März 2024/25. (01.03.2025).