Welche Orte erschienen euch immer als unzugänglich? Für mich waren es noble Designergeschäfte. Sie schüchtern mich ein, mit ihrem Securitypersonal, geschulten Verkaufspersonal, blitzsauberen Schaufenstern, großen Namen und vor allem Preisen. Nicht dass ich sagen könnte, dass ich jemals in einem Louis Vuitton- oder Gucci-Laden drin gewesen wäre. Nein, ich bin eigentlich nur vorbeigelaufen. Ich habe mich nicht mal getraut diese Geschäfte länger zu betrachten, dennoch waren sie immer da und sie haben mir schon immer irgendwie Angst gemacht. Ein weißer Fleck auf meiner Landkarte, den ich mir einfach nicht erschließen kann.
Vielleicht ist es mir deshalb wichtig, dass das Theater genau das nicht ist. Es war als Ort für mich immer einladend und freundlich, ein alter Freund. Von klein auf war ich mit meinen Eltern im Theater. Mal am Wochenende, im Urlaub oder zu besonderen Anlässen. Schick angezogen und mit Vorfreude darauf, was passiert, wenn sich der Vorhang öffnet. Und doch, wenn ich am Theaterwall stehe und auf das strahlend weiße Oldenburgische Staatstheater blicke mit seinen Säulen und neoklassischer Optik – verstehe ich, warum für manche das Theater ein unheimlicher Ort ist. Die neobarocke Pracht im Zuschauerraum mit Deckengemälde, die einen riesigen Kronleuchter umrahmen, das geschulte Einlasspersonal, die Stücktitel und Kosten: Das Theater ist ein zugänglicher Raum, aber kein offener.
Bingo, Death Café, Gesprächsformate, Kavaliersdelikte, Karaoke, Poetry Slams, Open Stage – in der Sparte 7 am Oldenburgischen Staatstheater finden andere Formate statt, die sich der Demokratisierung des Theaters verschrieben haben. Im DigitEX findet sogar im Februar zum ersten Mal ein eSports-Event statt. Ist das noch Theater?
Ja! Denn natürlich dürfen auch bei diesem Abend im DigitEX keine performativen Elemente fehlen. Publikumsbeteiligung, verschiedene Figuren, Live-Moderation und vieles mehr wird es geben. Dennoch gilt: Das Theater muss sich in seiner Struktur verändern. Das heißt nicht, dass keine Opern oder Theaterstücke mehr gespielt werden sollen, keine Frage. Wir sollten uns nur die Frage stellen, wie wir als Theater offener sein können. Zugängliche Formate, die alle ansprechen und damit die Tür für diejenigen zu öffnen, die sonst verunsichert nur schnell vorbeilaufen. Denn Theater sollte ein Ort für alle sein und kein weißer Fleck auf der Landkarte.
Veröffentlicht: Oldenburgisches Staatstheater. Theaterzeitung. Februar 2024/25. (01.02.2025).